Dienstag, 8. August 2023

Der Fischer und der Stern

 
 
Es war einmal ein Fischer, der fuhr jede Nacht aufs Meer hinaus,
um seine Netze auszulegen. Früh am Morgen kehrte er zurück,
dann waren seine Netze voll mit Fischen.
Denn er kannte die Wege, die die großen Fischschwärme nahmen.
Selbst in der tiefsten Nacht fand er seinen Weg.
Er sah hinauf zu den Sternen, die über ihm am Himmel standen,
und ließ sich von ihnen den Weg zeigen.
Aber einmal kam eine Zeit, da war der Himmel
von Wolken verhangen. Dicker Nebel lag über dem Meer,
sodass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte.
Weder Sonne noch Mond noch Sterne ließen sich blicken.
Das war eine schlimme Zeit.
Denn der Fischer konnte nicht hinausfahren. Tag für Tag hoffte er,
dass sich der Nebel bald verziehen würde. Aber der Nebel blieb.

"Wenn ich wenigstens einen einzigen Stern sehen könnte",
dachte der Fischer," damit ich übers Meer finde".
Aber kein einziger Stern schaffte es,
den dichten Nebel zu durchdringen.
Da fasste der Fischer einen Entschluss.
"Ich werde mir einen eigenen Stern machen", dachte er.
Er ging in den Schuppen und schnitzte sich
aus einem alten Brett einen großen Stern.
Den hängte er an eine Stange.
Die Stange befestigte er an seinem Boot.
Als der Abend kam,
ruderte der Fischer hinaus aufs Meer.
Rings um ihn herum war dichter Nebel.
Aber vor ihm leuchtet sein Stern.
Er brauchte nur hinter ihm her zu rudern.
Am Morgen bemerkten die anderen Fischer,
dass sein Boot nicht an seinem Platz war.
Sie warteten auf ihn. Aber er kam nicht zurück.
Niemand hat ihn je wieder gesehen.
 
(Verfasser leider unbekannt)
 

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Foto: Pixabay

Samstag, 29. Juli 2023

Es war einmal......

 eine Gruppe von Fröschen, die einen Wettlauf machen wollten.

 
 
Ihr Ziel war es, die Spitze eines hohen Turmes zu erreichen.
Viele Zuschauer hatten sich bereits versammelt, um diesen Wettlauf zu sehen
und sie anzufeuern. Das Rennen konnte beginnen.
Ehrlich gesagt:
Von den Zuschauern glaubte niemand so recht daran, dass es möglich sei,
dass die Frösche diesen hohen Gipfel erreichen konnten.
Alles, was man hören konnte, waren Aussprüche wie:
"Ach, wie anstrengend!
Die werden sicher NIE ankommen!"
oder:
"Das können sie gar nicht schaffen, der Turm ist viel zu hoch!"
Die Frösche begannen, zu resignieren.
Außer einem, der kraftvoll weiter kletterte.
Die Leute riefen weiter:
"Das ist viel zu anstrengend! Das kann niemand schaffen!"
Immer mehr Frösche verließ die Kraft und sie gaben auf.
Aber der eine Frosch kletterte immer noch weiter.
ER wollte einfach nicht aufgeben!
Am Ende hatten alle aufgehört, weiterzuklettern,
außer diesem einen Frosch, der mit enormem Kraftaufwand als Einziger
den Gipfel des Turmes erreichte!
Jetzt wollten die anderen Mitstreiter natürlich wissen,
wie er das denn schaffen konnte!
Einer von ihnen ging auf ihn zu, um ihn zu fragen, wie er es geschafft hatte,
diese enorme Leistung zu bringen und bis ans Ziel zu kommen.
Es stellte sich heraus... Der Gewinner war TAUB!


Und die Moral von der Geschichte:
Höre niemals auf Leute, die die schlechte Angewohnheit haben,
immer negativ und pessimistisch zu sein,
denn sie stehlen dir deine schönsten Wünsche
und Hoffnungen, die DU in deinem Herzen trägst!
Denke immer an die Macht der Worte,
denn alles, was du hörst und liest,
beeinflusst dich in deinem Tun!

Also sei einfach taub, wenn dir jemand sagt, dass DU deine Träume
nicht realisieren kannst.

 
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Autor leider unbekannt
Bild: Pixabay

Donnerstag, 20. Juli 2023

Die Steinpalme

 


Er kam durch die Wüste. Tagelang war er umhergeirrt, vor Durst und Hitze
hatte er fast den Verstand verloren. In seinem Zorn griff er nach einem großen Stein.
Da sah er zwischen lauter großgewachsenen Palmen den Palmschössling stehen,
in hellem Grün und voller Hoffnung auf jeden neuen Tag. „Warum findest du Wasser
und Nahrung und ich verdurste hier?
Warum hast du alles und ich nichts?“ Mit aller Kraft presste er den Stein mitten ins
kleine Kronenherz des jungen Baumes. Es knirschte und dann kam eine entsetzliche
Stille.  Der Mann wurde kurz darauf von Kameltreibern gerettet. Die kleine Palme
allerdings war  unter der Last des Steines fast begraben, ihr Tod schien unausweichlich.
Ihre hellgrünen Fächerblätter waren abgebrochen, und in der heißen Glut der Sonne
verdorrten sie schnell. Ihr weiches Palmenherz war gequetscht und der große Stein
lastete so schwer auf
dem zierlichen Stamm, dass dieser bei jedem Windhauch abzubrechen drohte. Doch
gleichzeitig, ganz vorsichtig, regte sich eine erste kleine Welle der Kraft. Mit dieser
Kraft versuchte der Baum den Stein abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Er bat den
Wind ihm zu helfen, aber es gab keine Hilfe. Der Stein blieb in der Krone, im Herzen der
Palme und rührte sich nicht.
„Gib es auf“, sagte die Palme zu sich selbst. „Es ist dein Schicksal. Füge dich! Lass
dich selber los. Der Stein ist zu schwer“. Aber da war eine andere Stimme, die sagte:
„Nein, nichts ist zu schwer. Du musst es nur versuchen, du musst es tun!“ „Aber wie?
Ich bin zu schwach, ich bin allein, ich kann den Stein nicht abwerfen.“ „Du musst den
Stein nicht abwerfen. Nimm die Last des Steines an, dann wirst du erleben, wie deine
Kräfte wachsen. “ In ihrer Not gelang es der jungen Palme tatsächlich, ihre Last anzu-
nehmen.
Sie verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Sie
nahm ihn in die Mitte ihrer Krone. Mit langen, immer kräftigeren Wurzeln klammerte
sie sich in den Boden, denn sie brauchte mit ihrer doppelten Last auch doppelten Halt.
Nun, da die Palme festen Halt und Nahrung hatte, begann sie nach oben zu wachsen.
So wurde die kleine Palme zur mächtigen Steinpalme. Ihre Last hatte sie herausgefordert
und sie hatte den Kampf gewonnen. Sie hatte ihre Last angenommen. Die Last liegt auch
heute noch auf ihrem Herzen, aber sie ist an eine Stelle gerückt, wo sie sie tragen kann.


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 Märchen aus Afrika
 

Sonntag, 14. Mai 2023

Vorbei ist die Zeit des Wartens

 

Vorbei die Zeit des langen Wartens

Während der kalten Jahreszeit,

Nun ist er da in Wald und Garten,

Der Frühling in seinem Blütenkleid.

 

Die Bäume grün sich zeigen,

zu neuem Leben erwacht,

Blüten treiben an den Zweigen

in rosa und weißer Pracht.

 

Am blauen Himmel wandern,

gemächlich weiße Wolken dahin

und in den hellen Sonnenstrahlen,

säuselte leise der Frühlingswind.

 © Ursula Evelyn

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  Bild: Pixabay

Mittwoch, 26. April 2023

Das geflickte Herz - ein Märchen

für Erwachsene

  Es war einmal ein König, der lebte mit seiner Frau Gemahlin

auf einer fernen Insel, die sich unter ganzjährigem Sonnenschein

aus einem türkisfarbenen Ozean erhob.

Der König fühlte sich oft einsam, weil seine Frau Gemahlin

sich immer öfter auf lange Reisen in ferne Länder begab.

Als der König sich wieder einmal sehr einsam fühlte,

beschloss er, ein großes Fest zu feiern.

Dazu lud er viele seiner Untertanen sowie eine junge Frau ein,

die ihm schon seit einiger Zeit aufgefallen war.

Sie lebte schon seit vielen Jahren auf der Insel, die

zu ihrer zweiten Heimat geworden war.

Und so begab es sich, dass sie an diesem festlichen Abend

dem König begegnen sollte, der sich auf Anhieb in die

junge Frau verliebte. Nach dem Abendessen führte er sie durch

den weitläufigen Tropengarten, in dem unzählige Zikaden ihr nächtliches

Konzert angestimmt hatten und über dem Abermillionen

Sterne am pechschwarzen Himmel funkelten.

Auch die junge Frau war vom König und seiner Art,

wie er um ihre Gunst warb, angetan.

Später, als er sie um einen Tanz bat und seine Arme um sie legte,

war es auch um ihr Herz geschehen.

Nun verliebte auch sie sich in den König. Von nun an verbrachten

sie sehr viel Zeit miteinander und gingen gemeinsam auf Reisen.

Sie waren so glücklich, wie zwei liebende Menschen

es nur sein konnten. Und weil sie sich so sehr liebten,

schenkte die junge Frau dem König ihr Herz.

 Die Jahre vergingen und sie liebten einander so sehr,

dass sie nie mehr ohne den anderen sein wollten.

Doch dann kam der Tag, an dem die Königin

von der Liebschaft ihres Gemahls erfuhr. In ihrem Zorn unternahm

sie alles, um die beiden Liebenden zu trennen.

Als sie sich wieder einmal auf einer ihrer langen Reisen

befand, drohte sie dem König aus der Ferne, erst dann wieder

zurückzukehren, wenn die junge Frau die Insel verlassen hatte.

Der König litt sehr unter der Vorstellung, seine junge Geliebte

zu verlieren. Doch er wusste, dass er sich nun entweder für sie

oder die Königin und sein Königreich würde entscheiden müssen.

Weil ihm aber auch sein Königreich und seine Untertanen, die

ihn sehr verehrten, am Herzen lag, konnte er sich nicht überwinden,

eine Entscheidung zu treffen.

Er war sehr verzweifelt und das Herz war ihm schwer.

Und so kam es, dass die junge Frau schweren Herzens

eine Entscheidung für ihn traf.

Sie fasste den Entschluss, den König und die Insel, die in all den

Jahren zu ihrer zweiten Heimat geworden war, zu verlassen und

in ihre alte Heimat zurückzukehren.

Sie konnte in dem Augenblick nicht ahnen, dass ihr Herz von

nun an Stück für Stück aus ihrem Körper gerissen wurde.

Und je weiter sie sich von ihrem Geliebten und der Insel entfernte,

desto unerträglicher wurde der Schmerz.

Wie sollte sie ohne Herz weiterleben?

Eine große, tiefe Wunde begann sich aufzutun.

Der Schmerz saß so tief, dass die junge Frau daran zu zerbrechen drohte.

Doch der König weigerte sich, ihr das Herz zurückzugeben.

Er reiste ihr sogar nach und wollte sie zurückholen,

doch sie besaß keine Kraft mehr und sie fürchtete seine Gemahlin

würde ihnen das Leben wieder zur Hölle machen. Das wollte sie nicht

noch einmal erleben. Der König jedoch umklammerte ihr Herz so fest,

dass sie keine Luft mehr bekam und zu ersticken drohte.

Er wollte ohne ihr Herz nicht mehr leben.

Und so geschah es, dass er kaum in sein Königreich zurückgekehrt,

schließlich an seinem eigenen gebrochenen Herzen starb.

Als die junge Frau von seinem Tod erfuhr, drohte auch sie zu sterben,

weil er ihr Herz mit in den Tod genommen hatte.

Dort, wo einst ihr Herz war, hatte er eine große, schmerzende Wunde

hinterlassen, die nicht mehr heilen wollte.

Nun drohte auch sie an gebrochenem Herzen zu sterben, wären ihr nicht

gute Freunde im letzten Moment zu Hilfe geeilt.

Jeder von ihnen schenkte der jungen Frau ein kleines Stück

ihrer eigenen Herzen, sodass aus diesen kleinen Herzstücken

ein neues Herz zusammengeflickt werden konnte.

Und während sich ihr Herz, das sie an den König verloren hatte,

mit seiner Seele auf einer unendlichen Reise durch die

Ewigkeit befand, begann das geflickte Herz wieder ganz

zaghaft zu schlagen.

Die Jahre vergingen. Die vielen kleinen Flicken waren längst

zusammengewachsen und die Wunde verheilt. Nur eine große

Narbe ist zurückgeblieben, die sie für den Rest ihres Lebens

an ihre große Liebe erinnern würde.

Für die einstige Geliebte des Königs jedoch,

hatte ein neues Leben begonnen.

 

Und wenn das geflickte Herz nicht aufgehört hat zu schlagen,

so schlägt es auch noch heute.

 

 

©  Ursula Evelyn 1993


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Schicksal ist, wenn sich zwei Menschen finden,

die sich nie gesucht haben.

(unbekannt)
 
 
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Sonntag, 16. April 2023

Schönheit

 


 

Nur jemand, der weiß, was Schönheit ist,

blickt einen Baum oder die Sterne oder

das funkelnde Wasser

eines Flusses mit völliger Hingabe an, 

und wenn wir wirklich sehen,

 befinden wir uns im Zustand der Liebe.


Krishnamurti


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Foto: Pixabay 

Montag, 10. April 2023

Süßer Hirsebrei

 Es war einmal ein armes frommes Mädchen, das mit seiner Mutter alleine lebte.
Sie hatten nichts mehr zu essen. So ging das Kind in den Wald hinaus, um nach
etwas Essbarem zu suchen. Dort begegnete ihm eine alte Frau, die schon von
seinem Hunger wusste. Sie schenkte dem Mädchen ein Töpfchen, zu dem es
sagen sollte: "Töpfchen, koche!" So kochte das Töpfchen süßen Hirsebrei, und
wenn es sagte: "Töpfchen, steh!" So hörte es wieder auf zu kochen.
 

 
 
Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim und von nun an waren sie
ihrer Armut und ihres Hungers entledigt. Sie aßen von dem süßen Brei, wann
immer sie wollten und so viel sie wollten.
 
Für eine Zeit war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter:
"Töpfchen, koche!" Da kochte es und die Mutter aß sich satt. Nun will sie,
 dass das Töpfchen wieder aufhören soll zu kochen. Doch sie weiß das Wort
nicht. Also kocht es fort und der Brei steigt über den Rand hinaus. Es kocht
immerzu, die Küche und das ganze Haus voll. Und das zweite Haus und
dann die Straße, als wollte es die ganze Welt satt machen und die größte
Not und kein Mensch weiß sich zu helfen. Endlich, wie nur noch ein Haus
übrig ist, da kommt das Kind heim und spricht nur: "Töpfchen, steh!"
da steht es und hört auf zu kochen; und wer wieder in Stadt wollte, der
musste sich durchessen.
 

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Ein Märchen von den Gebrüder Grimm