Sonntag, 23. Januar 2022

Der alte Graf und die Bohnen

 

Kennt ihr die Geschichte vom alten Graf, der deshalb sehr alt wurde, weil
er das Leben und seine schönen Momente bewusst genießen konnte, Tag für Tag.
Er verließ niemals das Haus, ohne sich zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken.
Er tat dies, um die schönen Momente des Tages bewusst wahrzunehmen und sie besser
zählen zu können. Die meisten Bohnen waren dunkel und recht klein, aber zwei oder
drei waren weiß und groß. Für jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte –
einen fröhlichen Plausch auf der Straße, das Lachen einer Frau, ein köstliches Mahl,
eine feine Zigarre, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, ein Glas guten Weines
…für alles, was seine Sinne erfreute, ließ er eine Bohne von der rechten in die linke
Jacketttasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei.
Manchmal gab es Zeiten, wo sich vieles um ihn herum veränderte, neue Anforderungen
wurden an ihn gestellt, die ihm manchmal Angst machten, weil er nicht wusste,
ob er es schaffen würde, mit all den Veränderungen umzugehen.
Aber er spürte die vielen kleinen Bohnen in der linken Tasche, die ihm Mut machten.
Und so fing er an, mit Veränderungen umzugehen und gemeinsam mit anderen nach
neuen Wegen und praktikablen Lösungen zu suchen. Und für solche dicke Brocken,
die es zu bewältigen gibt, steckte er sich eine große weiße Bohne von der rechten
in die linke Tasche.
Abends saß er zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Er zelebrierte
diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Schönes ihm an diesem Tag
widerfahren war und freute sich. Und sogar an einem Abend, an dem er bloß eine
Bohne zählte, war der Tag gelungen – es hatte sich zu leben gelohnt.

 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 Autor leider unbekannt - Bild: Pixabay

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Freue mich sehr über deine Gedanken zu meinem Post.
Vielen Dank !