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Donnerstag, 29. Dezember 2022

Am Ende des alten Jahres

 

 

Jetzt am Ende des alten Jahres ist es an der Zeit danke zu sagen.

Danke:

Für jeden Tag, an dem wir frohe Stunden und Glücksmomente erleben durften.

Für jeden Tag, an dem wir gesund waren und Zeit

für unsere Lieben und unsere Freunde hatten.

Für jeden Tag, an dem wir lachen und träumen konnten.

Für jeden Tag, an dem wir Zeit hatten, innezuhalten und nachzudenken.

Für jeden Tag, an dem wir tun konnten, was wir gerne tun

und was uns guttut.

Für jeden Tag, an dem wir geliebt haben und geliebt wurden.

Für jeden Tag, an dem wir frei von Sorgen und zufrieden waren.

Danke für jeden Tag, an dem wir das Geschenk LEBEN

genießen durften!

 

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Ein frohes, glückliches und gesundes neues Jahr 2023
 
 
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Bild: Pixabay

Freitag, 23. Dezember 2022

Der Stern der Mitte

 

Ein Weihnachtsmärchen von Paula Dehmel

Ein weiser Mann aus dem Morgenland hatte nach Jahren mühseliger Arbeit aus den Gesteinen der Erde einen Stern zusammengesetzt, in dem die feinsten Kräfte des Lebens gebannt waren. Was dem Weisen Schönes und Wertvolles begegnet war, hatte er in Kristallen verwandelt und dem Sterne eingefügt.

Als der Wunderstern vollendet war, ließ er auf der Landstraße, die von Mekka nach Medina führt, eine prächtige Schau- und Kaufhalle errichten. Hoch oben in der Kuppel befestigte er seinen Stern. Um ihn herliefen goldene Lettern, die in einer fremden Sprache folgenden Spruch trugen:

Weib oder Mann,

sieh mich gläubig an,

dann leuchtet tief,

was verborgen schlief,

dann wird zum Kern der Dinge Gestalt,

dann wird zur Ohnmacht fremde Gewalt,

dann wird zum Helden das Kind, der Tor,

dann klimmt ein Mensch zu Gott empor!

Tausende von Wanderer kamen täglich durch die Wunderhalle und bestaunten die Pracht und die Schätze, die der weise Mann darin aufgehäuft hatte. Sie betasteten das künstliche Gitterwerk vor den Schaukästen, die farbenprächtigen Teppiche an den Wänden, die herrlichen Sammlungen der Waffen und edlen Gesteine in den Nischen - jedoch den Stern hoch oben in der Deckenwölbung sah niemand gläubig an. Wohl streifte ab und zu ein halber Blick den hellen Fleck, aber man hielt ihn für wertloses Glas, und niemandes Auge blieb an ihm haften. Immer kehrten die Blicke in die prächtige Halle unten zurück. Da hingen auch zwei große Bilder an den Wänden. Vor diesen Bildern stand die Menge immer dichtgedrängt mit Staunen und Geflüster.

Das eine Bild stellte den Tod dar, wie er an einer langen Kette vorbeimarschierte und mit der Sense einem Soldaten nach dem andern den Kopf abschlägt. Die Soldaten aber - und das war grausig anzusehen - standen alle stramm wie auf dem Kasernenhof, und die ihren Kopf noch hatten, machten die Augen zu. Vorn, auf dem Feuer einer platzenden Granate, saß grinsend der Teufel und schwenkte sein rotes Fähnchen.

Das Bild auf der andern Seite war ein Gastmahl in einer offenen Veranda. Eine Menge schön geputzter Herren und Damen saßen da zu Tische. Erlesene Speisen und edle Weine standen vor ihnen. Sie aßen und lachten miteinander und warfen Knochen und Brotstücke über die Brüstung. Draußen standen viele arme Leute und fingen die Brocken auf; einige mit Hass in den Augen, andere mit tiefer Verbeugung. Daneben standen etliche, die sahen traurig oder ingrimmig zu, und einer ballte die Faust nach dem Tisch mit den Speisen.

Diese beiden Bilder zogen die Menschen immer wieder machtvoll an, aber der Weise aus dem Morgenland sah kopfschüttelnd zu; die Halle war schon seit Jahren fertig, und noch kein Pilger hatte den Stern der Decke gläubig angesehen.

Da kam eines Tages ein Findelkind der Armut in das Gewölbe. Heimatlos und elternlos war der Knabe ausgezogen, aber Augen waren voll Sonne und sein Herz voll Güte. Er sang in den blauen Himmel hinein, und sein trocknes Brot mundete ihm wie köstliches Manna. Ehrfurchtsvoll trat er in das hohe Tor, ließ seine staunenden Blicke langsam durch das Gewölbe gleiten und sah entzückt auf zur Kuppel. Da war ihm, als ob das ganze Bauwerk fern oben in der Mitte zusammenfloss, und als ob sich goldene Ströme in langen Bahnen aus dem leuchtenden Sterne in die Halle zurück ergössen. Immer wieder sah er hinab - hinauf - seine Augen wurden weit vor staunender Erkenntnis, und wie zum Gebet schlossen sich seine Hände.

 Da erfüllte sich das Wunder, das dem Sterne innewohnte: Er fing an sich zu drehen und dem Knaben sein verborgenes Farbenspiel zu zeigen. Weich und glühend dehnten sich seine bunten Kreise durch das Gewölbe; und was sie berührten, wurde von eigenem Leben erfüllt oder kristallen durchsichtig und offenbarte dem Beschauer sein innerstes Wirken. Da faltete der einsame Knabe gläubig die Hände und betete: "Gelobt sei Allah!"

Wie ein Träumender ging er zuerst durch das Gewimmel der anderen Pilger; sie wichen scheu vor ihm, er aber merkte es nicht.

Bald jedoch erfüllte sich die Verheißung des Weisen an ihm; es war, als ob ein geheimes Licht in Menschen und Dinge hineinleuchtete. So sah er vieles, was den andern verborgen war, und was er selbst nie vorher gesehen hatte. Auch die Bilder in der Halle sah er mit neuen Augen. Auf dem Bilde mit den geköpften Soldaten erblickte er hinter allen Gräueln den Friedensengel; und auf dem Bilde der Reichen und Armen sah er den Geist der Gerechtigkeit, der eben das Schwert aus der Scheide zog. Fern aber, zwischen beiden Bildern, tat sich ihm die Wand auf, und er sah ein neues Land in der Dämmerung liegen, wo stolze, gesunde Menschen ihrem Tagewerk und ihrer Muße nachgingen.

Und er sah das Lebendige und das Tote, und erkannte, dass ein Weizenkorn mehr sei als ein Goldkorn.

Und sah den Krieg und die Bitternis, und wusste, dass der Frieden ihr letztes Kind sein würde.

Und er sah, dass der Tod nur ruhendes Leben und das Endliche nur ein Widerspiel des Unendlichen ist.

Und er wuchs und tat seinen Mund auf und sagte den Pilgern, was er sah.

Und es ging ein Leuchten von ihm aus, sodass sie ihm glaubten und ihm anhingen.

Er hatte den Stern in der Mitte gläubig angesehen.


Paula Dehmel ( 1862 bis 1918 ) 
 
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Bild: Pixabay
 

Samstag, 1. Januar 2022

Ein neues Jahr

 Mein Neujahrswunsch


Was ich erwünsche vom neuen Jahre?
Dass ich die Wurzel der Kraft mir wahre,
Festzustehen im Grund der Erden,
Nicht zu lockern und morsch zu werden,
Mit den frisch ergrünenden Blättern
Wieder zu trotzen Wind und Wettern,
Mag es ächzen und mag es krachen,
Stark zu rauschen, ruhig zu lachen,
So in Regen wie Sonnenschein
Freunden ein Baum des Lebens zu sein.

Karl Henckell
(1864 - 1929)

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Samstag, 2. Januar 2021

Ein neues Jahr

  

  Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird;
und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.

Rainer Maria Rilke

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Bild: Pixabay

Mittwoch, 1. Januar 2020

Willkommen 2020

 
 
Das neue Jahr ist wie ein unbeschriebenes,
weißes, unschuldiges Blatt Papier.
Es ist an uns Menschen dieses Blatt Papier
mit Worten zu füllen, die das ausdrücken,
was uns das neue Jahr beschert.
Tag für Tag,
Woche für Woche,
Monat für Monat.
Bis auch dieses Jahr wieder vorüber ist
und ein neues Buch geschrieben wird.
 
Seite für Seite schreiben wir 2020 auf,
was das neue Jahr uns bringt.
So entsteht ein Kapitel nach dem anderen,
bis es zu einem dicken Buch wird.
Zum Geschichtsbuch des Jahres 2020.
 
Wie dick dieses Buch wird und was alles darin
zu lesen sein wird,
liegt nicht allein in Gottes Hand,
sondern zum großen Teil
an uns Menschen selbst.
 
~*~
 
 
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