Es war einmal vor
langer Zeit in einem weit entfernten Land ein Mann mit seiner Frau. Beide waren
bereits zuvor verheiratet gewesen, doch ihre früheren Eheleute waren gestorben
und so hatten sie wieder geheiratet. Beide hatten aus ihrer früheren Ehe je eine
Tochter. Die Tochter der Frau war böse und gemein, während die Tochter des
Mannes lieb und sanft war. Die Frau liebte nur ihre eigene Tochter und ließ
ihre Stieftochter den ganzen Tag hart arbeiten. Das Mädchen musste das ganze
Haus alleine putzen und wurde von der Stiefmutter oft geschlagen. Doch dennoch
hasste die Frau die Tochter des Mannes von Tag zu Tag mehr.

Eines Tages, mitten in
einem harten, kalten Winter, beschloss die Stiefmutter, dass das arme Mädchen
in den tiefen Wald gebracht und sich selbst überlassen werden sollte. Der Vater des Mädchens
wollte das natürlich nicht, doch seine Frau war so boshaft und herrisch, dass
er mittlerweile Angst vor ihr hatte. Und so nahm er seine Tochter tatsächlich
mit in den Wald und ließ sie dort alleine.
Einsam und verlassen
saß das Mädchen nun unter einem Baum. Doch schon nach kurzer Zeit hörte sie ein
Knacken von Zweigen und kurz darauf eine Stimme, die sprach: „Frierst Du,
liebes Kind?“ Das Mädchen erkannte die Stimme als die von Väterchen Frost und
antwortete: „Nein, Väterchen Frost. Mir ist nicht kalt“ Da fragte er sie
nochmals und noch mal und kam näher und näher zu dem Kind. Das Mädchen
antwortete jedes Mal, dass ihr warm sei. Doch das arme Kind tat dem Väterchen
so leid, dass er es in einen weichen, prächtigen Mantel wickelte. Er wärmte das
Kind die ganze Nacht und am Morgen überhäufte
er es mit Geschenken.
Der Vater bedauerte
seine böse Tat inzwischen. Er kam am nächsten Tag in den Wald zurück, um seine
Tochter zu retten und freute sich sehr, als er sie nicht nur lebendig, sondern
auch warm bekleidet und mit großen Reichtümern beladen fand. Beide kehrten nach
Hause zurück. Als sie wieder da waren und die Stiefmutter die Reichtümer des
Mädchens sah, wollte sie sofort, dass auch ihre eigene Tochter in den Wald
gebracht und dort eine Nacht verbringen solle. Natürlich hoffte sie, dass auch
ihre Tochter reich beschenkt zurückkommen würde.
Also ging der Mann in
den Wald und ließ die Tochter der Frau dort zurück. Doch als er sie am nächsten
Morgen holen wollte, erschrak er. Nicht beladen mit Reichtum, sondern kalt
gefroren war der Leib des bösen Mädchens. Er brachte ihren Leichnam der bösen
Frau zurück, nahm seine eigene Tochter bei der Hand und zog von der bösen
Stiefmutter für immer fort. Und wenn er und das Mädchen nicht gestorben sind,
so leben sie noch heute.
(Autor leider
unbekannt)
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Bild: Pixabay