Sonntag, 24. September 2023

Herbstnacht

 

Bleich schimmert der Mond über dem Wald,
zwischen den Tannen die Nebel steigen,
Die Herbstnacht kommt lautlos und kalt.
Über dem See herrscht dunkles Schweigen.
 
Träume verschleiert in des Mondes Licht,
schweben still und sanft durch die Nacht.
Mein leises Klagen, du hörst es nicht,
es geht unter bis der neue Tag erwacht.
 
Mein Herz sich sehnt nach deiner Nähe,
sich der Zeit und Vergänglichkeit stellt,
allein und ohne Hoffnung sich zehret,
zur Einsamkeit sich die Traurigkeit gesellt.
 
Herbstnacht im bleichen Licht des Mondes
Sehnsucht mit Tränen wie Tau getränkt,
das Herz wie mit Nebelschwaden umwoben,
Weiß ich, dass er nicht mehr an mich denkt.
 
© Ursula Evelyn
 

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Bild: Pixabay

Mittwoch, 13. September 2023

Eine ferne Insel

 


Vor langer, langer Zeit existierte eine Insel, auf der alle Gefühle

der Menschen lebten: die gute Laune, die Traurigkeit, das Wissen …

und so wie alle anderen Gefühle, auch die Liebe.

 

Eines Tages wurde den Gefühlen mitgeteilt, dass die Insel sinken würde.

Also bereiteten alle ihre Schiffe vor und verließen die Insel.

Nur die Liebe wollte bis zum letzten Moment warten. Bevor die Insel sank,

bat die Liebe um Hilfe. Der Reichtum fuhr auf einem luxuriösen Schiff

an der Liebe vorbei.

 Sie fragte: "Reichtum, kannst du mich mitnehmen?"

"Nein, ich kann nicht. Auf meinem Schiff habe ich viel Gold und Silber.

Da ist kein Platz für dich."

 

Also fragte die Liebe den Stolz, der auf einem wunderbaren Schiff vorbeikam:

"Stolz, ich bitte dich, kannst du mich mitnehmen?"

"Liebe, ich kann dich nicht mitnehmen...", antwortete der Stolz,

"hier ist alles perfekt. Du könntest mein Schiff beschädigen."

 

Also fragte die Liebe die Traurigkeit, die an ihr vorbeiging:

"Traurigkeit, bitte, nimm mich mit"

"Oh Liebe", sagte die Traurigkeit, "ich bin so traurig, dass ich alleine

bleiben muss."

Auch die gute Laune ging an der Liebe vorbei, aber sie war so zufrieden,

dass sie nicht hörte, dass die Liebe sie rief.

 

Plötzlich sagte eine Stimme: "Komm Liebe, ich nehme dich mit ".

Es war ein Alter, der sprach.  Die Liebe war so dankbar und so glücklich,

dass sie vergaß den Alten nach seinem Namen zu fragen. Als sie an Land

kamen, ging der Alte fort. Die Liebe bemerkte, dass sie ihm viel schuldete

und fragte das Wissen:

"Wissen, kannst du mir sagen, wer mir geholfen hat ?"

"Es war die Zeit", antwortete das Wissen. 

"Die Zeit?", fragte die Liebe, "Warum hat die Zeit mir geholfen?"

Und das Wissen antwortete:

"Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist."

 

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Autor leider unbekannt

 

Mittwoch, 23. August 2023

Ein Schloss in lächelnden Wolken

 
 
Ein Schloss in lächelnden Wolken hast du mir gebaut,
Nun wandle ich träumend durch jeden Raum.
In Träumen von Sehnsucht bin ich dort gefangen,
Nicht länger um deine Liebe bangend.
Zwischen dem Mond und einer Sternenschar
Werden meine Sehnsuchtsträume wahr.

Der lächelnde Mond wird unsere Liebe bescheinen
Mich mit dir in ewigen Träumen vereinend.
Im Wolkenschloss bleibt die Zeit für immer stehn,
Keine der lächelnden Wolken wird sie je verwehn.
Wie ein Wirbelsturm kamst du in mein Leben gerauscht
Hast mich mit deiner Liebe beglückt und berauscht.
 
Du hast mich zu deiner Prinzessin gemacht,
Mich mit magischen Worten der Liebe bedacht.
Wie ein Wirbelsturm bist du wieder verschwunden,
Hast mein Herz und meine Seele geschunden.
So sind zahlreiche Jahre vorübergegangen,
In unserer Einsamkeit waren wir beide gefangen.

Hoch in den Wolken haben wir uns wiedergefunden,
Immer noch eng in Liebe und Sehnsucht verbunden.
Wir sind fern und uns doch nah auf ewige Zeiten
In den unendlichen, ewigen, himmlischen Weiten.
Hinauf zum Wolkenschloss werde ich eilen,
Um dort bis in alle Ewigkeit mit dir zu verweilen.



 
In einem Luftschloss der Träume inmitten lächelnder Wolken
im Auge des Wirbelsturms.
 
© Ursula Evelyn

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Bilder: Pixabay

Dienstag, 8. August 2023

Der Fischer und der Stern

 
 
Es war einmal ein Fischer, der fuhr jede Nacht aufs Meer hinaus,
um seine Netze auszulegen. Früh am Morgen kehrte er zurück,
dann waren seine Netze voll mit Fischen.
Denn er kannte die Wege, die die großen Fischschwärme nahmen.
Selbst in der tiefsten Nacht fand er seinen Weg.
Er sah hinauf zu den Sternen, die über ihm am Himmel standen,
und ließ sich von ihnen den Weg zeigen.
Aber einmal kam eine Zeit, da war der Himmel
von Wolken verhangen. Dicker Nebel lag über dem Meer,
sodass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte.
Weder Sonne noch Mond noch Sterne ließen sich blicken.
Das war eine schlimme Zeit.
Denn der Fischer konnte nicht hinausfahren. Tag für Tag hoffte er,
dass sich der Nebel bald verziehen würde. Aber der Nebel blieb.

"Wenn ich wenigstens einen einzigen Stern sehen könnte",
dachte der Fischer," damit ich übers Meer finde".
Aber kein einziger Stern schaffte es,
den dichten Nebel zu durchdringen.
Da fasste der Fischer einen Entschluss.
"Ich werde mir einen eigenen Stern machen", dachte er.
Er ging in den Schuppen und schnitzte sich
aus einem alten Brett einen großen Stern.
Den hängte er an eine Stange.
Die Stange befestigte er an seinem Boot.
Als der Abend kam,
ruderte der Fischer hinaus aufs Meer.
Rings um ihn herum war dichter Nebel.
Aber vor ihm leuchtet sein Stern.
Er brauchte nur hinter ihm her zu rudern.
Am Morgen bemerkten die anderen Fischer,
dass sein Boot nicht an seinem Platz war.
Sie warteten auf ihn. Aber er kam nicht zurück.
Niemand hat ihn je wieder gesehen.
 
(Verfasser leider unbekannt)
 

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Foto: Pixabay

Samstag, 29. Juli 2023

Es war einmal......

 eine Gruppe von Fröschen, die einen Wettlauf machen wollten.

 
 
Ihr Ziel war es, die Spitze eines hohen Turmes zu erreichen.
Viele Zuschauer hatten sich bereits versammelt, um diesen Wettlauf zu sehen
und sie anzufeuern. Das Rennen konnte beginnen.
Ehrlich gesagt:
Von den Zuschauern glaubte niemand so recht daran, dass es möglich sei,
dass die Frösche diesen hohen Gipfel erreichen konnten.
Alles, was man hören konnte, waren Aussprüche wie:
"Ach, wie anstrengend!
Die werden sicher NIE ankommen!"
oder:
"Das können sie gar nicht schaffen, der Turm ist viel zu hoch!"
Die Frösche begannen, zu resignieren.
Außer einem, der kraftvoll weiter kletterte.
Die Leute riefen weiter:
"Das ist viel zu anstrengend! Das kann niemand schaffen!"
Immer mehr Frösche verließ die Kraft und sie gaben auf.
Aber der eine Frosch kletterte immer noch weiter.
ER wollte einfach nicht aufgeben!
Am Ende hatten alle aufgehört, weiterzuklettern,
außer diesem einen Frosch, der mit enormem Kraftaufwand als Einziger
den Gipfel des Turmes erreichte!
Jetzt wollten die anderen Mitstreiter natürlich wissen,
wie er das denn schaffen konnte!
Einer von ihnen ging auf ihn zu, um ihn zu fragen, wie er es geschafft hatte,
diese enorme Leistung zu bringen und bis ans Ziel zu kommen.
Es stellte sich heraus... Der Gewinner war TAUB!


Und die Moral von der Geschichte:
Höre niemals auf Leute, die die schlechte Angewohnheit haben,
immer negativ und pessimistisch zu sein,
denn sie stehlen dir deine schönsten Wünsche
und Hoffnungen, die DU in deinem Herzen trägst!
Denke immer an die Macht der Worte,
denn alles, was du hörst und liest,
beeinflusst dich in deinem Tun!

Also sei einfach taub, wenn dir jemand sagt, dass DU deine Träume
nicht realisieren kannst.

 
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Autor leider unbekannt
Bild: Pixabay

Donnerstag, 20. Juli 2023

Die Steinpalme

 


Er kam durch die Wüste. Tagelang war er umhergeirrt, vor Durst und Hitze
hatte er fast den Verstand verloren. In seinem Zorn griff er nach einem großen Stein.
Da sah er zwischen lauter großgewachsenen Palmen den Palmschössling stehen,
in hellem Grün und voller Hoffnung auf jeden neuen Tag. „Warum findest du Wasser
und Nahrung und ich verdurste hier?
Warum hast du alles und ich nichts?“ Mit aller Kraft presste er den Stein mitten ins
kleine Kronenherz des jungen Baumes. Es knirschte und dann kam eine entsetzliche
Stille.  Der Mann wurde kurz darauf von Kameltreibern gerettet. Die kleine Palme
allerdings war  unter der Last des Steines fast begraben, ihr Tod schien unausweichlich.
Ihre hellgrünen Fächerblätter waren abgebrochen, und in der heißen Glut der Sonne
verdorrten sie schnell. Ihr weiches Palmenherz war gequetscht und der große Stein
lastete so schwer auf
dem zierlichen Stamm, dass dieser bei jedem Windhauch abzubrechen drohte. Doch
gleichzeitig, ganz vorsichtig, regte sich eine erste kleine Welle der Kraft. Mit dieser
Kraft versuchte der Baum den Stein abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Er bat den
Wind ihm zu helfen, aber es gab keine Hilfe. Der Stein blieb in der Krone, im Herzen der
Palme und rührte sich nicht.
„Gib es auf“, sagte die Palme zu sich selbst. „Es ist dein Schicksal. Füge dich! Lass
dich selber los. Der Stein ist zu schwer“. Aber da war eine andere Stimme, die sagte:
„Nein, nichts ist zu schwer. Du musst es nur versuchen, du musst es tun!“ „Aber wie?
Ich bin zu schwach, ich bin allein, ich kann den Stein nicht abwerfen.“ „Du musst den
Stein nicht abwerfen. Nimm die Last des Steines an, dann wirst du erleben, wie deine
Kräfte wachsen. “ In ihrer Not gelang es der jungen Palme tatsächlich, ihre Last anzu-
nehmen.
Sie verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Sie
nahm ihn in die Mitte ihrer Krone. Mit langen, immer kräftigeren Wurzeln klammerte
sie sich in den Boden, denn sie brauchte mit ihrer doppelten Last auch doppelten Halt.
Nun, da die Palme festen Halt und Nahrung hatte, begann sie nach oben zu wachsen.
So wurde die kleine Palme zur mächtigen Steinpalme. Ihre Last hatte sie herausgefordert
und sie hatte den Kampf gewonnen. Sie hatte ihre Last angenommen. Die Last liegt auch
heute noch auf ihrem Herzen, aber sie ist an eine Stelle gerückt, wo sie sie tragen kann.


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 Märchen aus Afrika
 

Sonntag, 14. Mai 2023

Vorbei ist die Zeit des Wartens

 

Vorbei die Zeit des langen Wartens

Während der kalten Jahreszeit,

Nun ist er da in Wald und Garten,

Der Frühling in seinem Blütenkleid.

 

Die Bäume grün sich zeigen,

zu neuem Leben erwacht,

Blüten treiben an den Zweigen

in rosa und weißer Pracht.

 

Am blauen Himmel wandern,

gemächlich weiße Wolken dahin

und in den hellen Sonnenstrahlen,

säuselte leise der Frühlingswind.

 © Ursula Evelyn

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  Bild: Pixabay