Mittwoch, 21. Dezember 2022

Väterchen Frost

 


Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Land ein Mann mit seiner Frau.
Beide waren bereits zuvor verheiratet gewesen, doch ihre früheren Eheleute waren
gestorben und so hatten sie wieder geheiratet. Beide hatten aus ihrer früheren Ehe je
eine Tochter. Die Tochter der Frau war böse und gemein, während die Tochter des Mannes
lieb und sanft war. Die Frau liebte nur ihre eigene Tochter und ließ ihre Stieftochter
den ganzen Tag hart arbeiten. Das Mädchen musste das ganze Haus alleine putzen und
wurde von der Stiefmutter oft geschlagen. Doch dennoch hasste die Frau die Tochter des
Mannes von Tag zu Tag mehr. Eines Tages, mitten in einem harten, kalten Winter,
beschloss die Stiefmutter, dass das arme Mädchen in den tiefen Wald gebracht und sich
selbst überlassen werden sollte.
Der Vater des Mädchens wollte das natürlich nicht, doch seine Frau war so boshaft und
herrisch, dass er mittlerweile Angst vor ihr hatte, seine Tochter tatsächlich mit in
den Wald nahm und sie dort alleine ließ. Einsam und verlassen saß das Mädchen nun unter
einem Baum. Doch schon nach kurzer Zeit hörte sie ein Knacken von Zweigen und kurz
darauf eine Stimme, die sprach: „Frierst Du, liebes Kind ?“ Das Mädchen erkannte die
Stimme als die von Väterchen Frost und antwortete: „Nein, Väterchen Frost. Mir ist nicht
kalt.“ Da fragte er sie nochmals und noch mal und kam näher und näher zu dem Kind. Das
Mädchen antwortete jedes Mal, dass ihr warm sei, doch das arme Kind dauerte dem Väterchen
Frost so sehr, dass er es in einen weichen, prächtigen Mantel wickelte, die ganze Nacht
wärmte und es am Morgen mit Geschenken überhäufte.
Dem Vater bedauerte seine böse Tat inzwischen und kam am nächsten Tag in den Wald zurück,
um seine Tochter zu retten und freute sich sehr, als er sie nicht nur lebendig, sondern
auch warm bekleidet und mit großen Reichtümern beladen fand. Beide kehrten nach Hause
zurück. Als sie wieder da waren und die Stiefmutter die Reichtümer des Mädchens sah,
wollte sie sofort, dass auch ihre eigene Tochter in den Wald gebracht und dort eine
Nacht verbringen solle. Natürlich hoffte sie, dass auch ihre Tochter reich beschenkt
zurückkommen würde.
Also ging der Mann in den Wald und ließ die Tochter der Frau dort zurück. Doch als er
sie am nächsten Morgen holen wollte, erschrak er. Nicht beladen mit Reichtum, sondern
kalt gefroren war der Leib des bösen Mädchens. Er brachte ihren Leichnam der bösen Frau
zurück, nahm seine eigene Tochter bei der Hand und zog von der bösen Stiefmutter für
immer fort. Und wenn er und das Mädchen nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
 
 
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Quelle: Russisches Volksgut aus der Sammlung von A. Afanasiew

Donnerstag, 15. Dezember 2022

Zum Advent

 
 

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,

Aber als Knecht Ruprecht schon

Kommt der Winter hergeschritten,

Und alsbald aus Schnees Mitten

Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

 

Und was jüngst noch, fern und nah,

Bunt auf uns herniedersah,

Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,

Und das Jahr geht auf die Neige,

Und das schönste Fest ist da.

 

Tag du der Geburt des Herrn,

Heute bist du uns noch fern,

Aber Tannen, Engel, Fahnen

Lassen uns den Tag schon ahnen,

Und wir sehen schon den Stern.

 (Theodor Fontane)


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Bild: Pixabay

 

 

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Weihnachtszeit

 

 

Kerzen in der Weihnachtszeit

Bringen Licht in die dunkle Zeit.

Sie leuchten weit für Hoffnung und Frieden,

Sie bringen Wärme und Licht für die, die wir lieben.

Sie öffnen die Türen und Herzen,

der helle Schein der Weihnachtskerzen.

 

© Ursula Evelyn

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Bild: Pixabay

Samstag, 19. November 2022

Sterne

 
Seliger Sterne schimmernde Scharen
Schweben so ferne, blinken so schön;
Aber in blauenden Nächten, in klaren,
Gleiten sie leise von einsamen Höh’n.

Stürzen, von siegender Sehnsucht getrieben,
Jäh durch der Welten unendlichen Raum
Nieder und weben ihr leuchtendes Lieben
Ein in der Blüten keuschen Traum.

Doch wenn im Osten der Tag sich rötet,
Müssen zurück sie, verblichen und matt . . . .
Sahst du denn niemals noch ein verspätet
Sternlein hangen am Rosenblatt? —

Rainer Maria Rilke

 

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Bild: Pixabay

Samstag, 5. November 2022

Waldesnacht

 


Es schienen so golden die Sterne,

Am Fenster ich einsam stand

Und hörte aus weiter Ferne

Ein Posthorn im stillen Land.

Das Herz mir im Leib entbrannte,

Da hab' ich mir heimlich gedacht:

Ach, wer da mitreisen könnte

In der prächtigen Sommernacht!

 

Zwei junge Gesellen gingen

Vorüber am Bergeshang,

Ich hörte im Wandern sie singen

Die stille Gegend entlang:

Von schwindelnden Felsenschlüften,

Wo die Wälder rauschen so sacht,

Von Quellen, die von den Klüften

Sich stürzen in die Waldesnacht.

 

Sie sangen von Marmorgebildern,

Von Gärten, die überm Gestein

In dämmernden Lauben verwildern,

Palästen im Mondenschein,

Wo die Mädchen am Fenster lauschen,

Wann der Lauten Klang erwacht

Und die Brunnen verschlafen rauschen

In der prächtigen Sommernacht.

 

Joseph von Eichendorff

(1788-1857)

 

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Foto: Pixabay

Samstag, 17. September 2022

Sternschnuppe

 

Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,

aus weiten, unbekannten Fernen.

Ging unter er in dunkle Nacht?

Blieb er am Himmel bei den Sternen?

Ist's eine Welt, die im Entstehn

sich Kraft und Stoff zu holen strebte?

War's eine Welt, die im Vergehn

durchs Leuchten sich zu Ende lebte?

Das werdet ihr vielleicht,

vielleicht eure Rohre noch ergründen,

jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,

kann nur der Glaube euch verkünden.

 Karl May (1842 - 1912)

 
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Montag, 16. Mai 2022

Freundschaft

 
 
 
Es gibt Menschen,
die sind wie das Meer.
Ihre Frrendschaft ist wie
ein schöner Platz am Strand.

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