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Montag, 17. Februar 2020

Zwei Freunde wanderten durch die Wüste

 
Während der Wanderung kam es zu einem Steit und
der eine schlug dem anderen im Affekt ins Gesicht.
Der Geschlagene war gekränkt. Ohne ein Wort zu sagen, kniete er nieder
und schrieb folgende Worte in den Sand:
"Heute hat mich mein bester Freund ins Gesicht geschlagen." …
Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen bald darauf zu einer Oase.
Dort beschlossen sie, ein Bad zu nehmen.
Der Freund, der geschlagen worden war,
blieb auf einmal im Schlamm stecken und drohte zu ertrinken.
Aber sein Freund rettete ihn buchstäblich in letzter Minute.
Nachdem sich der Freund, der fast ertrunken war, wieder erholt hatte,
nahm er einen Stein und ritzte folgende Worte hinein:
"Heute hat mein bester Freund mir das Leben gerettet."
 

Der Freund, der den anderen geschlagen und auch gerettet hatte,
fragte erstaunt: "Als ich dich gekränkt hatte, hast du deinen Satz
nur in den Sand geschrieben,
aber nun ritzt du die Worte in einen Stein. Warum?"
Der andere Freund antwortete:
"Wenn uns jemand gekränkt oder beleidigt hat,
sollten wir es in den Sand schreiben, damit der Wind des Verzeihens
es wieder auslöschen kann.
Aber wenn jemand etwas tut, was für uns gut ist,
dann können wir das in einen Stein gravieren,
damit kein Wind es jemals löschen kann."

(Autor unbekannt)


~*~
 
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Fotos: Pixabay
 


Donnerstag, 16. Januar 2020

Das geflickte Herz

 
Ein Märchen für Erwachsene

 

Es war einmal ein König, der lebte mit seiner Frau Gemahlin

auf einer fernen Insel, die sich unter ganzjährigem Sonnenschein

aus einem türkisfarbenen Ozean erhob.

Der König fühlte sich oft einsam, weil seine Frau Gemahlin

sich immer öfter auf lange Reisen in ferne Länder begab.

Als der König sich wieder einmal sehr einsam fühlte,

beschloss er ein großes Fest zu feiern.

Dazu lud er viele seiner Untertanen sowie eine junge Frau ein,

die ihm schon seit einiger Zeit aufgefallen war.

Sie lebte schon seit vielen Jahren auf der Insel, die

zu ihrer zweiten Heimat geworden war.

Und so begab es sich, dass sie an diesem festlichen Abend

dem König begegnen sollte, der sich auf Anhieb in die

junge Frau verliebte. Nach dem Abendessen führte er sie durch

den weitläufigen Tropengarten, in dem unzählige Zikaden ihr nächtliches

Konzert angestimmt hatten und über dem Abermillionen

Sterne am pechschwarzen Himmel funkelten.

Auch die junge Frau war vom König und seiner Art,

wie er um ihre Gunst warb, angetan.

Später, als er sie um einen Tanz bat und seine Arme um sie legte,

war es auch um ihr Herz geschehen.

Nun verliebte auch sie sich in den König. Von nun an verbrachten

sie sehr viel Zeit miteinander und gingen gemeinsam auf Reisen.

Sie waren so glücklich, wie zwei liebende Menschen

es nur sein konnten. Und weil sie sich so sehr liebten,

schenkte die junge Frau dem König ihr Herz.

 Die Jahre vergingen und sie liebten einander so sehr,

dass sie nie mehr ohne den anderen sein wollten.

Doch dann kam der Tag, an dem die Königin

von der Liebschaft ihres Gemahls erfuhr. In ihrem Zorn unternahm

sie alles, um die beiden Liebenden zu trennen.

Als sie sich wieder einmal auf einer ihrer langen Reisen

befand, drohte sie dem König aus der Ferne, erst dann wieder

zurückzukehren, wenn die junge Frau die Insel verlassen hatte.

Der König litt sehr unter der Vorstellung, seine junge Geliebte

zu verlieren. Doch er wusste, dass er sich nun entweder für sie

oder die Königin und sein Königreich würde entscheiden müssen.

Weil ihm aber auch sein Königreich und seine Untertanen, die

ihn sehr verehrten, am Herzen lag, konnte er sich nicht überwinden,

eine Entscheidung zu treffen.

Er war sehr verzweifelt und das Herz war ihm schwer.

Und so kam es, dass die junge Frau schweren Herzens

eine Entscheidung für ihn traf.

Sie fasste den Entschluss, den König und die Insel, die in all den

Jahren zu ihrer zweiten Heimat geworden war, zu verlassen und

in ihre alte Heimat zurückzukehren.

Sie konnte in dem Augenblick nicht ahnen, dass ihr Herz von

nun an Stück für Stück aus ihrem Körper gerissen wurde.

Und je weiter sie sich von ihrem Geliebten und der Insel entfernte,

desto unerträglicher wurde der Schmerz.

Wie sollte sie ohne Herz weiterleben?

Eine große, tiefe Wunde begann sich auf zu tun.

Der Schmerz saß so tief, dass die junge Frau daran zu zerbrechen drohte.

Doch der König weigerte sich ihr das Herz zurückzugeben.

Er reiste ihr sogar nach und wollte sie zurückholen,

doch sie besaß keine Kraft mehr und sie fürchtete seine Gemahlin

würde ihnen das Leben wieder zur Hölle machen. Das wollte sie nicht

noch einmal erleben. Der König jedoch umklammerte ihr Herz so fest,

dass sie keine Luft mehr bekam und zu ersticken drohte.

Er wollte ohne ihr Herz nicht mehr leben.

Und so geschah es, dass er kaum in sein Königreich zurückgekehrt,

schließlich an seinem eigenen gebrochenen Herzen starb.

Als die junge Frau von seinem Tod erfuhr, drohte auch sie zu sterben,

weil er ihr Herz mit in den Tod genommen hatte.

Dort, wo einst ihr Herz war, hatte er eine große, schmerzende Wunde

hinterlassen, die nicht mehr heilen wollte.

Nun drohte auch sie an gebrochenem Herzen zu sterben, wären ihr nicht

gute Freunde im letzten Moment zu Hilfe geeilt.

Jeder von ihnen schenkte der jungen Frau ein kleines Stück

ihrer eigenen Herzen, so dass aus diesen kleinen Herzstücken

ein neues Herz zusammengeflickt werden konnte.

Und während sich ihr Herz, das sie an den König verloren hatte,

mit seiner Seele auf einer unendlichen Reise durch die

Ewigkeit befand, begann das geflickte Herz wieder ganz

zaghaft zu schlagen.

Die Jahre vergingen. Die vielen kleinen Flicken waren längst

zusammengewachsen und die Wunde verheilt. Nur eine große

Narbe ist zurück geblieben, die sie für den Rest ihres Lebens

an ihre große Liebe erinnern würde.

Für die einstige Geliebte des Königs jedoch,

hatte ein neues Leben begonnen.

 

Und wenn das geflickte Herz nicht aufgehört hat zu schlagen,

so schlägt es auch noch heute.

 


~*~
©  Ursula Evelyn
Mit freundlicher Genehmigung



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Bilderquelle: Pixabay

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Das Geheimnis

des Lebens
 

 
Es war einmal ein junger Mann, der suchte nach dem Geheimnis des Lebens.
Er suchte und suchte, aber er fand es nicht. Was er hingegen fand,
war eine Menge von Leuten, die genauso wie er das Geheimnis des Lebens
suchten. Da fühlte er sich gleich einmal besser, denn er wusste,
dass er nicht alleine war.
 
Dann, eines Tages hörte einer der Suchenden von einem Meister, der das
Geheimnis des Lebens besitzen sollte. So pilgerten sie alle hin zu
diesem Meister und fragten:
"Meister, besitzt Du das Geheimnis des Lebens?"
Der Meister nickte.
Dann bestürmten sie ihn: "Meister, verrate es uns, bitte".
Der Meister schüttelte den Kopf.
Die Suchenden fragten: "Aber warum nicht, Meister?"
Er antwortete: "Weil es dann kein Geheimnis mehr wäre!"
Doch die Suchenden blieben bei ihm und sorgten für ihn, lasen ihm jeden
Wunsch von den Augen ab.
Das Gerücht ging um, der Meister hätte das Geheimnis des Lebens
aufgeschrieben auf ein Stück Reispapier, das er in seinem Schrein aufbewahrte.
Als der Meister eines Tages verstarb, bauten ihm seine Schüler ein großes
Mausoleum und sie beschlossen, den Schrein nun zu öffnen,
denn sie wollten ja endlich das Geheimnis des Lebens erfahren.
Nun, es war wirklich ein Stück Reispapier im Schrein, und darauf stand:
"Das Geheimnis des Lebens habe ich zurückgelassen,
so wie ein Gast seine Spuren hinterlässt in den Herzen der Menschen,
verloren in Zeit und Raum und der Illusion. Wer das Geheimnis preisgibt,
hat keinen Grund mehr zu suchen. Werdet zu Suchenden.
Wenn Ihr findet, was Ihr sucht, seid Ihr keine Suchenden mehr - und
Ihr betrügt Euch selbst um wertvolle Erfahrungen und Begegnungen.."
 
Quelle: unbekannt

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Bild: Pixabay
 

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Nichts ist wie es scheint

 Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden
Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, sich
im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen. Anstelle dessen bekamen sie
einen kleinen Platz im kalten Keller.
 

Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel
ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte,
warum, antwortete der ältere Engel:
"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."
In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber
gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das
sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen,
wo sie gut schliefen.
Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den
Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges
Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.
Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das
habe geschehen lassen können?
"Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm",  meinte er anklagend.
"Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben."
 "Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen", sagte der ältere
Engel. "Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass
Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier
besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte
ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte. Als wir dann in der letzten
Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau
zu holen.  Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen.

"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."
 
Manchmal ist das genau das, was passiert, wenn die Dinge sich nicht als das
entpuppen, was sie sollten. Wenn du Vertrauen hast, musst du dich bloß
darauf verlassen, dass jedes Ergebnis zu deinem Vorteil ist.
 
Du magst es nicht bemerken, bevor ein bisschen Zeit vergangen ist ...
 

(Text von lichtkreis)
 
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Bild: pixabay